multiple sklereose
morle's privates fotoarchiv
home
Willkommen auf Andrea's Seiten
gästebuch

 

Die Diagnose oder auch der Verdacht auf MS ist für jeden Betroffenen erst einmal ein großer Schock. Und das ist völlig normal. Mancher empfindet auch Erleichterung, dass seine mysteriösen Beschwerden in den letzten Jahren endlich einen Namen haben, man sich nicht mehr als Simulant fühlt oder auf die Psychoschiene abgeschoben wird.

Für mich selbst äußerte sich der Schock eher mit großer Angst vor dem Unbekannten. Was wusste ich von Multipler Sklerose? Eigentlich nichts ... nur der Rollstuhl fiel mir ein. Informationen gab es nur über das Internet , da Weißkittel (auch Ärzte genannt) für mich Anfang dieses Jahres einfach nur noch wie ein rotes Tuch waren. Meine beste Informationsquelle ist bis heute das Igeli-Forum . Die coolste Erklärung zur MS ist die von Lilly Sulzbacher .Heute habe ich keine Angst mehr. Nach 2 Wochen hatte mein „Sonnenscheingemüt“ die Krankheit akzeptiert . In diesen 2 Wochen habe ich alles an Informationen in mich reingestopft , was ich finden konnte .Ich stecke mir heute immer neue Ziele und erreiche auch , was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Mein ausgeprägter Bewegungsdrang und die generell positive Lebenseinstellung helfen mir immens. Eine gewisse Sturheit oder Ehrgeiz sind manchmal vielleicht schlechte Charaktereigenschaften , aber ich empfinde sie für mich als sehr hilfreich. Niemals würde ich mich von jemanden "unterbuttern" lassen , das gilt auch für diese Krankheit.

Ich will anderen Mut machen . Darum werde ich „meine“ MS-Geschichte mit Abstechern ins Privatleben einfach von vorne erzählen.

Im Februar 2000 bekam ich unter einer Behandlung mit manueller Therapie rasende Kopfschmerzen und das rechte Auge tat weh. Ein paar Tage später sah ich auf diesem Auge fast nichts mehr. Mein Arbeitsweg nach Herrnhut mit dem Auto wurde immer schwieriger , also machte ich mich doch auf den Weg zum Augenarzt. Nach eingehenden Untersuchungen – ich glaub meine Sehkraft auf dem Auge betrug noch 20% - wurde ich zur Neurologin einen Stock tiefer geschickt. Da durfte ich dann das erste Mal Bekanntschaft mit neurologischen Untersuchungen machen. Mit dem Hämmerchen auf Armen und Beinen rumklopfen –„sie haben arg gesteigerte Reflexe“, auf einem Bein rumhüpfen – häh , was soll das denn? und sich mit einer Nadel anpieksen lassen – aua , das tut weh. Diese ältere Dame schickte mich mit der netten Bemerkung „ Stellen Sie sich ja nicht zickig an“ zum Radiologen für ein MRT . Dummerweise hatte ich ihr von meiner Platzangs erzählt. Die erhaltene Krankschreibung erhielt einen Ehrenplatz im Auto und ich fuhr eben mit dem Bus auf Arbeit. Nach den obligatorischen 6 Wochen Wartezeit kam dann der Tag des MRT. Mit den Worten der Neurologin im Kopf legte ich mich todesmutig auf den Wagen des Gerätes , bekam noch ein Fixiergestell über den Kopf und wurde da hinein bugsiert. Einmal kurz geblinzelt und ich wolle nur noch eins - RAUS da. Was mir auch gewährt wurde. Mit einer Faustan-Spritze verschlummerte ich dann das MRT . Eigentlich sollte ich danach zu Hause weiterruhen , aber ich ließ mich dann doch auf Arbeit fahren. Das war mit Sicherheit der beste Tag meines Disponentenlebens . Mich konnte nichts und niemand aus der Ruhe bringen. Nur der Kaffeekonsum stieg gewaltig. Den nächsten Termin hatte ich dann wieder bei besagter Neurologin. Dort wurde mir dann nur gesagt , dass der Augenarzt Verdacht auf MS hatte , die MRT-Befunde in Ordnung sind und sie mit mir nichts anfangen kann. Als Abschiedgeschenk bekam ich die MRT-Bilder in die Hand gedrückt. Beim Augenarzt war ich nicht mehr , da ich überzeugt davon war es hängt mit der Halswirbelsäule zusammen. Ich ging weiter zum Chiropraktiker und irgendwann konnte ich wieder besser sehen . Nicht ganz so wie vorher und die Farbe Rot war auch merkwürdig blass , aber das Thema war für mich abgehakt.

2003 war dann von Anfang an ein komisches Jahr. Die Firma meiner Lieblingschefin und Freundin befand sich seit dem Vorjahr in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Ab Februar war ich dann arbeitslos und wollte umschulen zur Physiotherapeutin . Mitte dieses Jahres bot sich mir aber auch die Möglichkeit wieder als Disponentin zu arbeiten. Ich nahm dieses Angebot an und mein Arbeitstag bestand wieder aus 10 Stunden Stress pur. Irgendwann im September fiel mir dann auf , dass mein rechtes Bein immer wegknickte und ich nicht lange laufen konnte. Da der einzigste Arzt in Zittau, zu dem ich freiwillig gegangen bin , wegen Krankheit nicht mehr praktizierte habe ich das Bein eben ignoriert. Ein paar Wochen später wechselte das Wecknicken auf das andere Bein . Beugte ich mich nach vorne kribbelte es vom Steiß bis in die Oberschenkel. Da alles eigentlich nur lästig war und nicht weh tat sah ich auch weiterhin keine Veranlassung zum Arzt zu gehen. In diesem Fall aber weniger wegen des Jobs , da diese Arbeitsstelle sich eher als Frust statt Lust entpuppte. Beide Beine waren irgendwann wieder in Ordnung nur das komische Kribbeln blieb. Ich ging weiter zur Physiotherapie wegen meiner Rückenschmerzen , was auch manchmal gegen das Kribbeln half.

Im Herbst 2004 gab ich dann meine erste Krankschreibung seit 6 Jahren ab. Ende 2004 überstürzten sich dann die Ereignisse. Kündigung zum Jahresende , aber ich war nicht wirklich traurig darüber. Bei der Hochzeit meiner Tochter Anfang Dezember hatte ich plötzlich das Gefühl meine Beine gehören einem Storch der rumstakst .Entgegen meiner sonst eher lebhaften Mentalität , saß ich mehr rum und habe mich unterhalten. Tanzen war so anstrengend , dass ich es zähneknirschend bleiben ließ. Pünktlich zum Nikolaus wurden an beiden Füßen die Zehen taub . Dieses Taubheitsgefühl verstärkte sich jeden Tag mehr und wanderte nach oben . Füße, Beine , Hintern und eine Seite des Bauches. Die Schmerzen in den Füßen wurden unerträglich und ich ging doch zum Arzt. Sicherlich wieder der Rücken dachten ich und mein Hausarzt . Dieser sprach von 5 Tagen Krankenhaus zur Abklärung und bei der Neurologin wurden daraus gleich mal 2 Wochen. Weihnachten im Krankenhaus ? Nö das wollte ich nicht , obwohl sich meine Gehstrecke da schon auf ein paar Meter reduziert hatte. Im Januar bin ich dann doch in das hiesige Fachkrankenhaus eingerückt. Kein Wunder , das da mindestens 2 Wochen für die Diagnostik einer eventuellen MS veranschlagt werden. Nur jeden 2. Tag mal eine Untersuchung und Informationen zum Thema MS gab es überhaupt keine. Andere Krankenhäuser brauchen dafür 3 – 5 Tage. Nach einer kleinen aber heftigen Auseinandersetzung mit dem Stationsarzt wurde ich auf eigenen Wunsch nach 6 Tagen entlassen. In der Hoffnung , dass die Ausfälle doch nur vom Rücken kommen war ich dann noch beim Orthopäden . Kleine Bandscheibenvorwölbung , aber nichts Ernstes. Weitere Arztbesuche habe ich auf Grund der Erfahrungen verweigert und den Schub einfach ausgesessen. Im April war das Taubheitsgefühl dann überall weg. Missempfindungen in den Füßen , Konzentrations-probleme , Müdigkeit oder Schmerzen habe ich auch heute noch. Aber ich habe für mich Möglichkeiten gefunden , diese Dinge (außer die Missempfindungen) auszugleichen. Laufen geht auch wieder ganz gut , nur nicht mehr so schnell und keine 10 km. Ich spritze seit Juni Copaxone und habe damit seit August eine enorme Konditionsverbesserung. Jeden Tag spritzen macht keinen Spaß , aber im Moment tue ich es doch ganz gerne bei solchen Erfolgen.

Durch Zufall bin ich im April 2005 zur MS-Ambulanz Dresden gekommen. Das hat meine Einstellung zu Ärzten geändert. Ich habe jetzt einen Lieblingsdoktor und eine Lieblingsschwester. Hoffentlich gibt es solche Ärzte und Schwestern in absehbarer Zeit auch in der Oberlausitz !

9.9.2005

ahnenforschung
zeichnungen
daniela, tom und lucy
links
andrea seite
impressum
kontakt